Bremen-Borgfeld - Das Geläut der ev. Dorfkirche
Ganz im Nordosten der Hansestadt Bremen liegt der heutige Ortsteil Borgfeld, nah am größten Naturschutzgebiet der Stadt, den Borgfelder Wümmewiesen. Bereits um 900 besiedelt, wird das Borgfelder Gebiet 1235 als Borchfelde erstmals erwähnt, 1945 wurde die Landgemeinde nach Bremen eingemeindet. Im Ortskern hat sich die dörfliche Struktur bis heute erhalten.
Die Borgfelder Kirche, in ihrer Gründung als eine der ältesten auf Bremer Gebiet vermutet, wird 1281 erstmals erwähnt. Sie wird immer eine bescheidene Landkirche gewesen sein. Die frühgotische Kirche litt im 30jährigen Krieg, sie erhielt 1640 einen neuen Turm, der Fachwerkturm wurde 1701 durch einen Ziegelbau ersetzt. Um 1733 wurde das Schiff um das Doppelte verlängert, evtl. stammen die heute großen Fenster aus dieser (Barock-)Zeit. 1896 erfolgte die bis heute erhaltene Umgestaltung des Turmes, 1899 sollen neue Glocken angeschafft worden sein. Zu größeren Veränderungen kam es 1965, als die abgesackte Apsis durch einen Neubau ersetzt wurde. Der Turm bekam zu der Zeit seine Kupferdeckung und eine neue Turmzier.
Der heutige, schlicht, gepflegt und stilvoll zu empfindende Raumeindruck entstammt der letzten Renovierung von um 2017, welche unter großer Eigenleistung der Gemeinde bewerkstelligt werden konnte. Ein stimmiges Raumkonzept lässt die Kirche sehr einladend, offen und tatsächlich der heutigen Zeit gemäß erscheinen. Wesentliche Ausstattungsstücke sind die nach dem Krieg eingebrachte Kanzel aus der Paulikirche in HB-Neustadt, der Taufstein aus dem 14. Jh., erst 2017 wieder in die Kirche geholt, sowie das mittlere der 3 Apsisfenster des Bremer Künstlers Georg Karl Rhode, wohl aus den 1920er Jahren stammend. Die Orgel wurde 1970 von Alfred Führer, Wihelmshafen, erbaut und umfasst 17 Register auf II/P.
Zur Geläutegeschichte kann nur so viel gesagt werden, dass 1640 und 1899 neue Glocken angeschafft wurden, vermutlich stammt auch der bestehende Holzglockenstuhl, als Bockstrebenkonstruktion mit 2 Feldern errichtet, von 1899. Die größere der beiden Glocken von 1899 ging im 2. Weltkrieg verloren.
Auf dem Weg in den Turm ist zunächst das sehr gepflegte Uhrwerk von 1893 erwähnenswert. Die halben und vollen Stunden werden von der Uhrglocke unbekannter Herkunft am Turmhelm geschlagen. Die Stifterinschrift kann nicht aufgelöst werden, es handelt sich jedoch um ein Mitglied einer für Bremen bedeutenden Familie, in Borgfeld ansässig. In dieser Etage findet sich auch das im Beitrag näher beschriebene Schalttablo.
Das Geläut in der stark säuberungsbedürftigen Glockenstube besteht aus 2 Glocken der Gießerei Otto in Bremen-Hemelingen. Das Geläut wurde 1929 komplett erneuert, die kleinere Glocke ist erhalten. Ihre Inschrift lautet in zwei Zeilen:
Jesus Christus unser Friede Einigkeit!
Gestiftet v. Johann Jacobs u. Frau, Bremen + 1929 +
Die größere der Glocken, im 2. Weltkrieg abgegeben, wurde 1956 ersetzt. Sie zeigt auf der Flanke ein Kreuz, darunter die Inschrift: FRIEDE. Auf der Rückseite oben zwischen 4 Stegen: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE, darunter Jahreszahl und Gießerzeichen. Über dem Wolm auf der Rückseite: GESTIFTET VON JOHANN UND WALTHER JACOBS IN BREMEN.
Die Stiftungsgeschichte der beiden klangvollen und sauber gegossenen Glocken führt nochmal zurück in die Borgfelder Geschichte. Johann Jacobs, ein zweitgeborener Sohn eines seit 1581 nachweisbaren, Borgfelder Bauerngeschlechts, gründete 1895 das Handelshaus Jacobs Kaffee in Bremen. Der auf der großen Glocke genannte Neffe des Johann, Walther Jacobs, gilt als Erfinder des alten, bis in die 1980er Jahre genutzen Werbeslogans „Jacobs Kaffee – wunderbar“.
So bringt dieses Duett nicht nur den Ruf zu Gebet und Gottesdienst, es lässt auch immer ein Stück originäre Borgfelder Geschichte mitschwingen.
Geläutedaten:
Gl. 1 v. 1956, Ton e‘, 1205 mm, ~1200 kg
Gl. 2 v. 1929, Ton g‘, 1028 mm, ~700 kg
Beide Glocken aus der Glockengießerei F. Otto, Bremen-Hemelingen.
Aufnahme: 13.02.2022, Geläut zum Sonntagsgottesdienst
S/W-Foto/hist. Ansicht: https://www.denkmalpflege.bremen.de/denkmaeler/ev-kirche-borgfeld-51605
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt Pastor Clemens Hütte für die spontane Ermöglichung des Turmbesuchs sowie Marcus Jelschen, Borgfeld, für die Unterstützung. Dank geht auch an Markus Mockel für die Informationen zum alten Schalttablo.
Verwendete Quellen/Literatur:
Netzauftritt der KG Borgfeld, abgerufen am 28.02.22: https://www.kircheborgfeld.de/unsere-kirche942e40cc
Wikipedia-Artikel zur Kirche, abgerufen am 28.02.22: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_in_Borgfeld
Dr. Gerhard Reinhold: OTTO GLOCKEN, Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerei Otto, Eigenverlag/Artkonzeptkörner, Essen 2019.
Wikipedia-Artikel zu Johann Jacobs, abgerufen am 28.02.22: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jacobs_(Unternehmer)
Informationstafeln auf dem Borgfelder Kirchhof
Видео Bremen-Borgfeld - Das Geläut der ev. Dorfkirche канала stahlglocke
Die Borgfelder Kirche, in ihrer Gründung als eine der ältesten auf Bremer Gebiet vermutet, wird 1281 erstmals erwähnt. Sie wird immer eine bescheidene Landkirche gewesen sein. Die frühgotische Kirche litt im 30jährigen Krieg, sie erhielt 1640 einen neuen Turm, der Fachwerkturm wurde 1701 durch einen Ziegelbau ersetzt. Um 1733 wurde das Schiff um das Doppelte verlängert, evtl. stammen die heute großen Fenster aus dieser (Barock-)Zeit. 1896 erfolgte die bis heute erhaltene Umgestaltung des Turmes, 1899 sollen neue Glocken angeschafft worden sein. Zu größeren Veränderungen kam es 1965, als die abgesackte Apsis durch einen Neubau ersetzt wurde. Der Turm bekam zu der Zeit seine Kupferdeckung und eine neue Turmzier.
Der heutige, schlicht, gepflegt und stilvoll zu empfindende Raumeindruck entstammt der letzten Renovierung von um 2017, welche unter großer Eigenleistung der Gemeinde bewerkstelligt werden konnte. Ein stimmiges Raumkonzept lässt die Kirche sehr einladend, offen und tatsächlich der heutigen Zeit gemäß erscheinen. Wesentliche Ausstattungsstücke sind die nach dem Krieg eingebrachte Kanzel aus der Paulikirche in HB-Neustadt, der Taufstein aus dem 14. Jh., erst 2017 wieder in die Kirche geholt, sowie das mittlere der 3 Apsisfenster des Bremer Künstlers Georg Karl Rhode, wohl aus den 1920er Jahren stammend. Die Orgel wurde 1970 von Alfred Führer, Wihelmshafen, erbaut und umfasst 17 Register auf II/P.
Zur Geläutegeschichte kann nur so viel gesagt werden, dass 1640 und 1899 neue Glocken angeschafft wurden, vermutlich stammt auch der bestehende Holzglockenstuhl, als Bockstrebenkonstruktion mit 2 Feldern errichtet, von 1899. Die größere der beiden Glocken von 1899 ging im 2. Weltkrieg verloren.
Auf dem Weg in den Turm ist zunächst das sehr gepflegte Uhrwerk von 1893 erwähnenswert. Die halben und vollen Stunden werden von der Uhrglocke unbekannter Herkunft am Turmhelm geschlagen. Die Stifterinschrift kann nicht aufgelöst werden, es handelt sich jedoch um ein Mitglied einer für Bremen bedeutenden Familie, in Borgfeld ansässig. In dieser Etage findet sich auch das im Beitrag näher beschriebene Schalttablo.
Das Geläut in der stark säuberungsbedürftigen Glockenstube besteht aus 2 Glocken der Gießerei Otto in Bremen-Hemelingen. Das Geläut wurde 1929 komplett erneuert, die kleinere Glocke ist erhalten. Ihre Inschrift lautet in zwei Zeilen:
Jesus Christus unser Friede Einigkeit!
Gestiftet v. Johann Jacobs u. Frau, Bremen + 1929 +
Die größere der Glocken, im 2. Weltkrieg abgegeben, wurde 1956 ersetzt. Sie zeigt auf der Flanke ein Kreuz, darunter die Inschrift: FRIEDE. Auf der Rückseite oben zwischen 4 Stegen: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE, darunter Jahreszahl und Gießerzeichen. Über dem Wolm auf der Rückseite: GESTIFTET VON JOHANN UND WALTHER JACOBS IN BREMEN.
Die Stiftungsgeschichte der beiden klangvollen und sauber gegossenen Glocken führt nochmal zurück in die Borgfelder Geschichte. Johann Jacobs, ein zweitgeborener Sohn eines seit 1581 nachweisbaren, Borgfelder Bauerngeschlechts, gründete 1895 das Handelshaus Jacobs Kaffee in Bremen. Der auf der großen Glocke genannte Neffe des Johann, Walther Jacobs, gilt als Erfinder des alten, bis in die 1980er Jahre genutzen Werbeslogans „Jacobs Kaffee – wunderbar“.
So bringt dieses Duett nicht nur den Ruf zu Gebet und Gottesdienst, es lässt auch immer ein Stück originäre Borgfelder Geschichte mitschwingen.
Geläutedaten:
Gl. 1 v. 1956, Ton e‘, 1205 mm, ~1200 kg
Gl. 2 v. 1929, Ton g‘, 1028 mm, ~700 kg
Beide Glocken aus der Glockengießerei F. Otto, Bremen-Hemelingen.
Aufnahme: 13.02.2022, Geläut zum Sonntagsgottesdienst
S/W-Foto/hist. Ansicht: https://www.denkmalpflege.bremen.de/denkmaeler/ev-kirche-borgfeld-51605
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt Pastor Clemens Hütte für die spontane Ermöglichung des Turmbesuchs sowie Marcus Jelschen, Borgfeld, für die Unterstützung. Dank geht auch an Markus Mockel für die Informationen zum alten Schalttablo.
Verwendete Quellen/Literatur:
Netzauftritt der KG Borgfeld, abgerufen am 28.02.22: https://www.kircheborgfeld.de/unsere-kirche942e40cc
Wikipedia-Artikel zur Kirche, abgerufen am 28.02.22: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_in_Borgfeld
Dr. Gerhard Reinhold: OTTO GLOCKEN, Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerei Otto, Eigenverlag/Artkonzeptkörner, Essen 2019.
Wikipedia-Artikel zu Johann Jacobs, abgerufen am 28.02.22: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jacobs_(Unternehmer)
Informationstafeln auf dem Borgfelder Kirchhof
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