Uwe Scholz: Notations I–IV
NOTATIONS I–IV
Musik: Notations I–IV für Orchester von Pierre Boulez
Choreographie, Bühne & Kostüm: Uwe Scholz
Licht: Thomas Diek nach Uwe Scholz
Einstudierung: Giovanni Di Palma
Tänzer: Marcos Menha
Die Premiere am 13. März 2020 sowie alle weiteren Aufführungen von „Notations I–IV“ im Rahmen von b.43 im Opernhaus Düsseldorf und Theater Duisburg konnten wegen der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung der Deutschen Oper am Rhein nicht stattfinden.
Im Jahre 1996 ging der Choreograph Uwe Scholz auf Vladimir Malakhov mit einer besonderen Idee zu. Für ein Programm des Stuttgarter Balletts wollte er ein Solo für den Ausnahmetänzer kreieren – und hatte die Musik dafür bereits ausgewählt: „Notations I–IV“ von Pierre Boulez. Was dann am 9. Oktober 1996 zur Uraufführung kam, war eine bahnbrechende Choreographie: eine 13-minütige, höchst intensive Begegnung eines Tänzers mit sich selbst, ein Gang an die Ausdrucks- und Belastungs-Grenzen der eigenen Physis, aber auch ein Ergründen, wie zeitgenössisch das klassisch-akademische Ballettvokabular im Zusammenspiel mit einer zeitgenössischen Komposition sein kann. In virtuosen Battements, athletischen Grands Jetés, schwindelerregenden Pirouetten-Folgen, aber auch den in die Tiefe gedrückten Pliés und akrobatischen Stürzen auf den Boden wirkt der Tänzer wie von einer unsichtbaren Macht unter Strom gesetzt. Sekunden des Innehaltens erscheinen wie ein Hineinhören in den eigenen Körper, ein kurzes Sammeln, um die Kräfte erneut explodieren zu lassen. Immer mehr scheint der Solist über sich hinauszuwachsen und in der Überwindung technischer und konditioneller Grenzen in den Zustand einer faszinierenden Freiheit zu geraten. „Wenn man ‚Notations I–IV‘ tanzen kann“, meinte Vladimir Malakhov, „dann kann man alles tanzen.“
Zugleich sind „Notations I–IV“ jedoch sehr viel mehr als „nur“ eine atem(be)raubende Tour de Force. Sie sind eines jener Zeugnisse, die zeigen, wie genau Uwe Scholz in seinen Choreographien auf die Musik, deren geschriebene Partituren er immer genau studierte und bei den Proben bei sich hatte, reagierte, und so nicht nur aus dem Hören, sondern auch der „Ecriture“, die – laut Roland Barthes – immer auch Körperschrift ist, die Essenz herauszuziehen verstand, um sie nicht nur für den Tanz fruchtbar werden zu lassen, sondern mit diesem in einer Weise zu verschwistern, die aus den beiden Parametern Musik und Bewegung etwas Drittes entstehen lässt: eine Musik-Tanz-Kunst.
Anne do Paço (aus dem Programmheft Ballett am Rhein – b.43)
www.ballettamrhein.de
© Ballett am Rhein
Video: Ralph Goertz
Видео Uwe Scholz: Notations I–IV канала Ballett am Rhein
Musik: Notations I–IV für Orchester von Pierre Boulez
Choreographie, Bühne & Kostüm: Uwe Scholz
Licht: Thomas Diek nach Uwe Scholz
Einstudierung: Giovanni Di Palma
Tänzer: Marcos Menha
Die Premiere am 13. März 2020 sowie alle weiteren Aufführungen von „Notations I–IV“ im Rahmen von b.43 im Opernhaus Düsseldorf und Theater Duisburg konnten wegen der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung der Deutschen Oper am Rhein nicht stattfinden.
Im Jahre 1996 ging der Choreograph Uwe Scholz auf Vladimir Malakhov mit einer besonderen Idee zu. Für ein Programm des Stuttgarter Balletts wollte er ein Solo für den Ausnahmetänzer kreieren – und hatte die Musik dafür bereits ausgewählt: „Notations I–IV“ von Pierre Boulez. Was dann am 9. Oktober 1996 zur Uraufführung kam, war eine bahnbrechende Choreographie: eine 13-minütige, höchst intensive Begegnung eines Tänzers mit sich selbst, ein Gang an die Ausdrucks- und Belastungs-Grenzen der eigenen Physis, aber auch ein Ergründen, wie zeitgenössisch das klassisch-akademische Ballettvokabular im Zusammenspiel mit einer zeitgenössischen Komposition sein kann. In virtuosen Battements, athletischen Grands Jetés, schwindelerregenden Pirouetten-Folgen, aber auch den in die Tiefe gedrückten Pliés und akrobatischen Stürzen auf den Boden wirkt der Tänzer wie von einer unsichtbaren Macht unter Strom gesetzt. Sekunden des Innehaltens erscheinen wie ein Hineinhören in den eigenen Körper, ein kurzes Sammeln, um die Kräfte erneut explodieren zu lassen. Immer mehr scheint der Solist über sich hinauszuwachsen und in der Überwindung technischer und konditioneller Grenzen in den Zustand einer faszinierenden Freiheit zu geraten. „Wenn man ‚Notations I–IV‘ tanzen kann“, meinte Vladimir Malakhov, „dann kann man alles tanzen.“
Zugleich sind „Notations I–IV“ jedoch sehr viel mehr als „nur“ eine atem(be)raubende Tour de Force. Sie sind eines jener Zeugnisse, die zeigen, wie genau Uwe Scholz in seinen Choreographien auf die Musik, deren geschriebene Partituren er immer genau studierte und bei den Proben bei sich hatte, reagierte, und so nicht nur aus dem Hören, sondern auch der „Ecriture“, die – laut Roland Barthes – immer auch Körperschrift ist, die Essenz herauszuziehen verstand, um sie nicht nur für den Tanz fruchtbar werden zu lassen, sondern mit diesem in einer Weise zu verschwistern, die aus den beiden Parametern Musik und Bewegung etwas Drittes entstehen lässt: eine Musik-Tanz-Kunst.
Anne do Paço (aus dem Programmheft Ballett am Rhein – b.43)
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Video: Ralph Goertz
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