Bienenwachstücher: Bringen die wirklich was? I Ökochecker SWR

Bienenwachstücher sind voll im Trend in Sachen Nachhaltigkeit. Aber sind die Tücher wirklich so umweltfreundlich wie alle denken? Tobias Koch findet heraus, ob Bienenwachstücher aus Nachhaltigkeitsgründen tatsächlich eine gute Alternative zu Frischhaltefolie sind.

WIE MACHT MAN EIGENTLICH BIENENWACHSTÜCHER?

Bei Imker Richard Graf findet Ökochecker Tobias Koch heraus, wie man überhaupt an das Bienenwachs kommt: Die Arbeitsbienen haben am Bauch Wachsdrüsen, aus denen sie Wachsblättchen absondern. Daraus bauen die Bienen ihre Waben. Der Imker erntet das Wachs, indem er die Waben verflüssigt. Imker Richard Graf gewinnt so pro Woche ein Kilo Bienenwachs. Das wird in weiteren Arbeitsschritten auf Baumwolltücher aufgetragen. Für die Herstellung von Bienenwachstüchern kommen also nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz, jedoch ist auch der Aufwand von relativ viel Energie und Wasser nötig.

WIE VERWENDET MAN BIENENWACHSTÜCHER?

In Bienenwachstücher kann man Käse, Gemüse, Obst oder Brot einwickeln, um sie zu lagern. Außerdem kann man Schüsseln und Schalen mit Bienenwachstüchern abdecken. Wichtig: Keine stark färbenden Lebensmittel im Bienenwachstuch einwickeln! Außerdem: Aus hygienischen Gründen besser weder Fleisch noch Fisch mit dem Bienenwachstuch in Berührung bringen.

Bienenwachstücher halten ungefähr ein Jahr bei täglichem Einsatz und wenn das Tuch nicht mit verschimmelten Lebensmitteln in Kontakt kommt. Dann muss man es entsorgen. Das geht im Restmüll, man kann Bienenwachstücher aber auch verbrennen.

Ansonsten kann man das Bienenwachstuch mit klarem Wasser und etwas Spülmittel reinigen. Anschließend gut trocknen lassen und wiederverwenden.

ÖKOBILANZ VON BIENENWACHSTÜCHERN: ZAHLEN FEHLEN!

Von Prof. Dr.-Ing. Eugen Herzau von der Hochschule für Technik in Leipzig erfährt Ökochecker Tobias Koch: Je kürzer man ein Bienenwachstuch benutzt, desto schlechter ist die Ökobilanz. Der Vorteil von Frischhaltefolie gegenüber einem Bienenwachstuch kann sein, dass es recycelt wird, sofern man es in der gelben Tonne entsorgt. Dann wird eine neue Folie daraus. Laut Prof. Herzau könnte die Frischhaltefolie in einer Ökobilanz sogar besser abschneiden als das Bienenwachstuch, aber es kommt auf die Dauer der Verwendung an. Konkrete Zahlen gibt es bisher noch nicht.

FAZIT: BIENENWACHSTUCH VS. FRISCHHALTEFOLIE, JA WAS DENN NUN?

Fest steht aber: Wenn man ein 30 cm breites Bienenwachstuch ein Jahr lang jeden Tag verwenden würde, dann würde dieses Tuch 109,5 m Frischhaltefolie ersetzen. Das sind ungefähr 3 Rollen, wenn jede Rolle 40 m lang ist. Viel Müll könnte man also mit einem Bienenwachstuch vermeiden, aber eben nur, wenn man es wirklich lange verwendet. Nur dann ist das Bienenwachstuch eine nachhaltige Alternative zur Frischhaltefolie.


Autorin: Julia Müller
Schnitt: Sven Lude
Redaktion: Isabel Bublitz, Franziska Roth, Inga Vennemann, Holger Conzelmann
Quellen:

Ökotest (2019): Wachstücher selber machen: Alternative zu Frischhaltefolie und Co. Online unter: https://www.oekotest.de/kinder-familie/Wachstuecher-selber-machen-Alternative-zu-Frischhaltefolie-und-Co-_10847_1.html

Stiftung Warentest (2019): Müll vermeiden. Bienenwachstücher sind keine Lösung. Online unter: https://www.test.de/Muell-vermeiden-Bienenwachstuecher-sind-keine-Loesung-5552087-0/

Verbraucherzentrale Bayern (2019): Wie verwendet man Bienenwachstücher richtig? Online unter: https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/wie-verwendet-man-bienenwachstuecher-richtig-41937

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Bildquelle: SWR

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