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EIN MÄCHTIGER ERRATISCHER BLOCK DER KLAVIERKUNST TRIFFT AUF 3 MEILENSTEINE DER MUSIKGESCHICHTE [2]

Ludwig van Beethoven [1770-1827]

Klaviersonate Nr. 31 in As-Dur op.110
I. Moderato cantabile, molto espressivo [con amabilità]
II. Allegro molto
III. Adagio ma non troppo
IV. Fuga. Allegro ma non troppo
[Mit Partitur]
Sviatoslav Richter, Klavier

1963
Die Briefe Beethovens aus der Zeit, in der er seine Klaviersonaten op. 109, 110 und 111 komponierte, sprechen Bände: Beethoven klagt. Über seine Gesundheit, über seine Verleger, über seine 'Brod-Arbeiten'.

Und er schreibt nicht immer die Wahrheit. Seinem Verleger Schlesinger in Berlin teilt er zu den 3 bestellten neuen Klaviersonaten im September 1820 mit: 'Die erste ist fast bis zur Correctur ganz fertig', damit meint er die Sonate op. 109. Bereits knapp drei Monate vorher hatte er gar behauptet, die Sonate liege 'schon fertig' bei ihm; auch das eine glatte Lüge, denn fertig war sie erst im Dezember 1820. Das Honorar allerdings hatte ihm der Verleger da bereits überwiesen. Die Versprechungen in Briefform waren also durchaus überzeugend. Das betraf auch die beiden 'Schwester'-Werke, die Klaviersonaten op. 110 und 111, von denen Beethoven beteuerte, an ihnen 'arbeite ich jetzt ohne Aufschub'. Tatsächlich aber arbeitete er vor allem an der Missa solemnis op. 123 [die ihrerseits schon im 'Verzug' war und hätte längst fertig sein sollen]. Von den Klaviersonaten keine Spur. Im März des folgenden Jahres 1821 versprach Beethoven, 'die beyden Sonaten folgen nun bald'. Tatsächlich aber hatter er die Arbeit an op. 110 und 111 noch nicht einmal begonnen.

In den Skizzenbüchern kann man heute sehen, dass die beiden Klavierwerke im Sommer etwa zeitgleich entworfen wurden. Sonate 110 kündigte Beethoven dann am 12. Dezember 1821 seinem Verleger an, schrieb, 'Sonate werden sie wohl jezt sehr bald erhalten' – und schickte sie tatsächlich zu Weihnachten 1821. Seinem Freund Franz Brentano gegenüber aber beklagte er sich über dieses 'Brod-Arbeiten'...

Aus Beethovens Brief vom 12.11.1821 an Franz Brentano: 'Verehrter Freund! Halten Sie mich ja nicht für einen schuften, oder ein leichtsinniges genie – Schon seit vorgem Jahr bis jezt war ich immer krank, den Sommer über ebenfalls ward ich mit der Gelbsucht befallen, dies dauerte bis Ende aug. , mit Staudenheimers Anordnung zufolge muste ich noch im September nach Baden, da es in der dortigen Gegend bald kalt wurde, ward ich von einem so heftigen Durchfalle überfallen, daß ich die Kur nicht aushalten konnte u. wieder hieher flüchten muste, nun geht es Gottlob beßer u. endlich scheint mich Gesundheit wieder neu beleben zu wollen, um wieder neu auf für meine Kunst zu leben, welches eigentlich seit 2 Jahren nicht der Fall sowohl aus Mangel an Gesundheit wie auch ausso vieler andern menschlichen leiden wegen – die Meße hätte wohl noch früher können abgeschickt werden, (..) hiezu konnte ich meiner kränklichen Umstände wegen nicht kommen, um so mehr, da ich bey alle dem in Ansehung meiner subsistenz mehrere Brod-Arbeiten (leider muß ich sie so nennen) vollbringen muste (..) – mit Wahrer Dankbarkeit u. Hochachtung ihr Freund u. diener Beethoven"

Krank fühlte Beethoven sich in jener Zeit, und auch als er von schweren Krankheiten genesen war, steckten ihm diese noch sprichwörtlich in den Knochen. Notizen im letzten Satz der Klaviersonate op. 110 künden davon. Und überhaupt der letzte Satz: er ist ein mehrteiliges Auf und Ab der Gefühle und Kräfte. Auf Rezitativ und Arie folgen Fuge 1, ein weiteres Arioso, Fuge II und Coda. Dass all dies etwas Programmatisch sagen will, liegt auf der Hand. Dem grüblerischen Rezitativ mit seinem laut Beethoven 'klagenden Gesang', folgt eine Fuge. Ruhig und ein bisschen heller, fast mit sakralem Charakter. Aber zweifelnd, innehaltend geht es weiter, und das zweite Arioso klingt zu Tode ermattet. Zehnmal Wiederholt Beethoven einen G-Dur-Dreiklang, es klingt wie ein Kräftesammeln vor der Fuge, die eine Umkehrung bringt - auch im übertragenen Sinn. Denn von ihr aus beginnt eine klanggewaltigen Schlußapotheose. Mit Blick auf Beethovens Lebenssituation wirken all diese musikalischen Entwicklungen dieses Satzes wie die Darstellung dessen, was er gerade durchgemacht hatte, nämlich seine Krankheit und schließlich seine Genesung durch die Kraft des Glaubens.
Kerstin Unseld
by berlinzerberus

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17 апреля 2021 г. 20:36:22
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