RADAU BEI ROYALS: Queen nimmt Rassismusvorwürfe von Harry und Meghan "sehr ernst"

Nach dem Enthüllungsinterview von Prinz Harry und seiner Frau Meghan hat der Buckingham-Palast sein Schweigen gebrochen. In einer Stellungnahme im Namen von Königin Elizabeth II. hieß es, «Harry, Meghan und Archie werden stets sehr geliebte Mitglieder der Familie sein». Rassismus-Vorwürfe würden «sehr ernst» genommen.

Die Familie sei traurig, von Harrys und Meghans Herausforderungen in den vergangenen Jahren zu lernen und man werde sich dieser im Privaten annehmen. Insbesondere das vom Paar benannte Thema Herkunft und Ethnie habe Besorgnis ausgelöst. Harry und Meghan hatten in einem Interview mit der Moderatorin Oprah Winfrey enthüllt, dass die frühere Schauspielerin in ihrer Zeit mit den Royals Rassismus und menschliche Kälte erfahren habe.

Zuvor hatte die Londoner Zeitung «The Times» berichtet, die Stellungnahme lasse noch auf sich warten, weil die Queen mehr Zeit brauche. Thronfolger Prinz Charles hatte sich bei einem Besuch in einer zum Corona-Impfzentrum umfunktionierten Kirche nicht geäußert. Das Motto der Queen sei bei Kontroversen in der Regel «nie beschweren, nie erklären», sagte Königshaus-Expertin Angela Levin, die Autorin des Werks «Harry, a Biography of a Prince», im Gespräch der Nachrichtenagentur AP. Im Falle des Interviews sei der Widerhall dafür aber zu groß.

Im zunächst am Sonntag in den USA und tags darauf in Großbritannien ausgestrahlten Gespräch mit Winfrey berichtete Meghan von rassistischen Äußerungen über ihr ungeborenes erstes Kind, menschlicher Kälte und mangelnder Unterstützung im Königshaus. Als sie mit Archie schwanger gewesen sei, habe es etwa Bedenken gegeben, «wie dunkel seine Haut werden würde, wenn er geboren wird». Die Herzogin enthüllte auch, dass sie sich in ihrer Isolation und ihrem emotionalen Tief mit Selbstmordgedanken getragen habe. Als sie sich daher mit der Bitte um psychologische Hilfe an die Personalabteilung des Palasts gewandt habe, habe man ihr nur beschieden, dass sie keine Angestellte sei.

Winfrey berichtete später, Harry habe ihr hinter den Kulissen gesagt, dass die von Meghan geschilderte rassistische Äußerung weder von der Queen noch von deren Ehemann Prinz Philip gekommen sei. Dies sorgte wiederum für wilde Spekulationen, wer es gewesen sein könnte. Harry gab zudem preis, dass die Belastungen für ihn und seine Frau zum Zerwürfnis mit seinem Vater Prinz Charles und seinem Bruder Prinz William geführt hätten. Damit lag das Ausmaß der familiären Spaltung der Royals offen zutage, die im vergangenen Jahr in Harry und Meghans Entscheidung mündete, ihre königlichen Pflichten niederzulegen und ein neues Leben in Kalifornien zu beginnen.

Am Interview von Meghan und Harry schieden sich auf der Insel die Geister. Einige Beobachter kritisierten das Ehepaar dafür, solch eine Bombe einschlagen zu lassen, während der 99-jährige Prinz Philip nach einem Eingriff am Herzen noch im Krankenhaus liege. Viele andere sahen in den Vorwürfen einen weiteren Beleg für den nötigen Wandel in einem Königshaus, das weder mit der #MeToo-Bewegung für den Kampf gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe auf Frauen noch mit der Debatte um Rassismus und Privilegien von Weißen Schritt halte.

Gerade für viele prominente Schwarze in Großbritannien waren Meghans Schilderungen keine Überraschung. Das Land verweigere sich einer ehrlichen Debatte über Herkunft und Ethnie, rügte der Historiker David Olusoga, Moderator der TV-Serie «Black and British: A Forgotten History». Die Journalistin Tiwa Adebayo sagte, die Enthüllungen hätten ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Als Meghan sich der königlichen Familie angeschlossen habe, sei jede nichtweiße Person im Vereinigten Königreich besorgt gewesen. Denn das Königshaus sei «eine Institution, die im Kolonialismus wurzelt», erklärte Adebayo. «Sie gründet sich auf weißer Vorherrschaft.» Daher habe sie sich damals bei Meghan und den Royals gedacht: «"Wie kann das nur gut gehen?"»

Aus seinem Exil in Mexiko schaltete sich auch Meghans Vater Thomas Markle in die Debatte ein, der sich mit seiner Tochter überworfen hat. Er habe «großen Respekt» vor den Mitgliedern der royalen Familie und denke nicht, dass sie rassistisch seien, sagte er dem britischen Sender ITV. Er vermute und hoffe, dass es sich dabei «nur um eine dumme Frage von jemandem» gehalten habe.

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