"Meine Freundin der Baum" - Ein satirisches Natur-Liebesgedicht

Liebesgeschichte (Gedicht) von einem prächtigen Eichenbaum und einer frechen Wildkirsche.
Hinweis: Sollte der eine oder andere Zuseher an manchen Stellen einen dezenten Hauch von 3r0tik zu erkennen glauben, so sei darauf hingewiesen, dass diese rein pflanzlich und somit völlig unbedenklich und verträglich ist. Außerdem wäre dieser Umstand rein seiner schmutzigen Fantasie geschuldet.
Sollte er/sie dennoch eine Nebenwirkung verspüren, die nicht ohnehin erwünscht ist, wende er/sie sich vertrauensvoll fragend an seinen/ihren Ur0logen oder Psych0therapeuten.
Leider mussten für die Bilder neben Wildkirschen, Haselnuss, und Eschen, in erster Linie Buchen herhalten, da Eichen (bis auf wenige Ausnahmen) anscheinend zu prüde sind. Buchen sind da freizügiger. Man verzeihe mir diesen Kompromiss.
Text: Meine Freundin der Baum

Schon als wir noch ganz klein waren, standen wir eng aneinander in der Baumschule
Ich ein starker Setzling
Du ein zartes Pflänzchen
Schlugen gemeinsam aus
Wuchsen gemeinsam auf
Du hattest immer eine Eins in Photosynthese und
ich war ein Profi im Wurzeln schlagen
Wir wurden beide jährlich versetzt
Und dann unter ganz Vielen
irgendwann im Wald ausgesetzt

Ich eine voll im Saft stehende Jungeiche, du eine freche Wildkirsche

Wir haben im Frühling gemeinsam ausgetrieben
Und Vogelnester versteckt
ließen im Sommer den Wind unsere Blätter umspielen
haben nachts uns nach den Sternen gereckt
verloren unser Laub im Herbst an den kalten Tagen

Du hast dir damals einen Ast abgelacht, als mich der Hund angepisst
Als ein Wildschwein meinen Boden aufwühlte
weil mir die blöde Tanne einen Zapfenstreich spielte
und mir ein Zacken aus meiner majestätischen Krone gebrochen ist

Und ich hab es keinem erzählt, als du dir Pilze eingefangen hattest
habe wie ein Kavalier geschwiegen,
als sich ein Hirsch an dir rieb.
Auch wenn deine Rinde aufplatzt ist an manchen Stellen ganz sacht,
schwieg ich gediegen

Und als ein Drachen an dir hängen blieb
und ein Eichhörnchen in dein Astloch eingezogen war-
da haben wir beide gelacht….

Viele Jahre hat es gedauert,
bis sich unsere Zweige das erste Mal sanft berührten
bis unsere Wurzeln im Boden sich fanden
und zart umeinander sich wanden
unsere Blätter im Winde Tänze vollführten

Ich hab vor lauter Wald die anderen Bäume nicht mehr gesehen
hatte das Herumtreiben satt
sah keine Eschen, Birken, Buchen
wollte auch nicht mehr nach ihnen suchen
Konnte deiner Anmut nicht mehr widerstehen
Zwischen uns passte kein Blatt

Von da an war nur eine Wuchsrichtung angestrebt
denn Du bist der schönste Baum von allen.
Wir haben jeden Sturm gemeinsam überlebt
auch wenn ich mir oft wünsche, du würdest in meine Astgabel fallen…

Muss ich geknickt mit meiner Sehnsucht ringen
Packst du sie fest an der Wurzel,
machst meinen müden Stamm wieder stramm
sodass ich die Vögeln im Geäst höre singen

Nachts träume ich davon, dir ganz nahe zu stehen
Dich aus Deiner zarten Rinde zu schälen, deinen Bast sanft zu berühren
Deinen Stamm über und über mit süßen Nüssen zu bedecken
mich zärtlich an deinen Knospen zu laben
mich an dich zu schmiegen
mit dir zusammenzuwachsen und Jahresringe zu tauschen-
die vermaledeiten Eichhörnchen aus deinem vermoosten, feuchten Astloch zu jagen
um es mit meiner Liebe und mit neuem Leben zu füllen,
tief in deinen Kern vorzudringen,
Holzstoß für Holzstoß
Wieder
und wieder
und wieder…

Im Sturm der Liebe möcht ich mit dir wanken
Fest verwurzelt und doch völlig losgelöst…
Mich mit dir im Orkan unserer Leidenschaft wiegen.
Eng umschlungen die Frucht unserer Triebe langsam und behände reifen lassen
bis sich unsere Äste unter der Last biegen,
wir zeitgleich unsere Samen verstreuen
und ein letztes Aufbäumen die Lust uns nimmt

Du ließest mich an deinen süßen Kirschen naschen
Und ich böte dir meine Eicheln dar
Wir wären so glücklich
Es wäre so wunderbar…

Und doch- es ist uns nicht bestimmt

Eines Tages wird meine Zeit gekommen sein
Und ich gehe in die ewigen Forstgründe ein,
werde verwandelt in edles Parkett

Dann werden meine Wurzeln noch lange die deinen berühren
Dich nähren und stärken, deinen Hunger jäh stillen
Erst dann wirst du tief in dir mich spüren
in deinem Holz ich ganz mich verlieren
bis auch bei dir die Zeit ist zum Fällen

Dann liegst mit Glück
als kesse Kommode
Du auf mir dem edlen Parkett
ich kann an deiner nackten Maser mich weiden,
Du mir ganz nah sein
endlich
gehobelt
als Brett.

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