Mein polnisches Zuhause (Mein Polen 1/5) | VPRO Dok

Wie ist Auschwitz in den Augen von Dore? Warum besucht Dore Auschwitz erneut? Was ist es, das Dore dazu bringt, wieder nach Auschwitz zu fahren? Eine Reisedokumentation über Auschwitz, Familie und Wurzeln.

Der 100. Jahrestag des Landes wird auf dem Unabhängigkeitsmarsch in Warschau gefeiert. Dort spricht Dore mit rechtsradikalen Nationalisten über ihr ideales Polen. Wie feiert Polen den 100. Jahrestag der Unabhängigkeit? Meere von weiß-roten Fahnen, knallendes Feuerwerk und die Parole: "Gott, Ehre, Vaterland". Das sind die Merkmale des Unabhängigkeitsmarsches in Polen. Jedes Jahr am 11. November gehen Tausende von Polen in Warschau auf die Straße, um den Stolz auf ihr Heimatland auszudrücken.

Eine Viertelmillion Polen leben in den Niederlanden. Die niederländisch-polnische Journalistin Dore van Duivenbode ist eine von ihnen. In dieser Serie reist sie zurück in ihr Heimatland, wo sie das Haus ihrer Familie in der Nähe von Oświęcim, dem ehemaligen Auschwitz, besucht. In Bialowieza, im Osten Polens, versucht sie herauszufinden, warum ein Wald für große Spannungen sorgt. In Warschau steigt sie tiefer in das heiße Thema Abtreibung ein. Hier kommen starke Befürworter und Gegner zu Wort. Ihre Reisen führen sie auch nach Nordpolen, wo sie eine einkommensschwache Familie trifft und mit dem berühmten und berüchtigten oppositionellen Richter Igor Tuleya spricht. Eine Reiseserie über Polen, ein Land, das durch seine geografische Lage immer mehr gespalten und verflucht ist.

In dieser ersten Folge ist Dore bei einer Sonderausgabe dabei: der Feier zum 100-jährigen unabhängigen Polen, zu der rund 200.000 Menschen gekommen sind. Was feiern sie?
Den Fluch von Polen. So wird das Land wegen seiner geografischen Lage genannt.
Eingeschlossen von zwei Großmächten, Russland und Deutschland, existiert Polen seit Jahren in den Einflusssphären der anderen. Im Jahr 1795 wurde das polnische Territorium zwischen Österreich-Ungarn, Preußen und Russland aufgeteilt und verlor damit seine Unabhängigkeit. Bis vor einhundert Jahren. Dann, nach dem Ersten Weltkrieg, zerfiel Österreich-Ungarn, Deutschland ging als Verlierer hervor und Russland hatte mit einem Bürgerkrieg zu kämpfen. Der Militär Józef Piłsudskizag nutzte seine Chance und erklärte Polen nach 123 Jahren Nichtexistenz wieder für unabhängig.

Das geschah am 11. November, dem Tag, an dem die polnische Unabhängigkeit nun jährlich gefeiert wird. Piłsudski wird noch heute, auch auf dem Marsch, als "Gründer der Zweiten Polnischen Republik" verehrt. Doch trotz seines großen Sieges hatte Polen erneut kein Mitspracherecht. Der Zweite Weltkrieg bedeutete deutsche Aggression, es folgten Jahrzehnte sowjetischer Herrschaft, und erst als 1989 der Kommunismus fiel, konnte sich Polen wieder freier bewegen.

Der sowjetische Einfluss hat seine Spuren hinterlassen. Umso bedeutender ist der Drang, eigene Entscheidungen zu treffen. Zu diesen Entscheidungen gehören die NATO-Mitgliedschaft 1999 und die EU-Mitgliedschaft 2004. Etwas, das im Widerspruch zu Polens Wunsch steht, völlig unabhängig zu handeln. All diese Emotionen spielen beim Marsch in die Unabhängigkeit eine Rolle. Und das macht es für viele Polen so wichtig, sich an diesem Tag (und an allen anderen Tagen des Jahres) zu ihrer eigenen polnischen Identität zu bekennen.

Originaltitel: Mijn Poolse huis (1/5)
März 2019

Präsentation: Dore van Duivenbode
Regie: Britta Bosman
Produktion: Elleke Claessen
Kamera: Jacko van t'Hof, Maarten Kramer, Pim Hawinkels
Ton: Dennis Kersten
Tonmischung: Joost Oskamp
Schnitt: Paul Delput
Recherche: Anna Stylinska, Michiel Driebergen
Musik: Kaveh Vares
Kommissionierender Redakteur: Henneke Hagen

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