'Gekonnt abgekürzt' .. Rudolstadt-Schwarza - Bad Blankenburg(Thüringerw) - und weiter nach Katzhütte

Unsere heutige Reise geht einmal nur ein Stück über eine nicht mehr existierende Strecke, während sich der anschließende Schienenweg nach Katzhütte noch heute großer Beliebtheit erfreut. Doch das war nicht immer so - aber dazu später.

Als am 01. August 1884 die Stichstrecke Rudolstadt-Schwarza - Bad Blankenburg(Thüringerw) eröffnet wurde, begann auch hier das Eisenbahnzeitalter. Und auch nach Eröffnung der Hauptbahn Arnstadt - Saalfeld(Saale) erwies sich diese kurze Strecke als willkommene Abkürzung aus Richtung Jena in den Thüringer Wald, sparte man damit doch den Umweg über und das Kopfmachen in Saalfeld(Saale).

Als dann am 18.08.1900 auch die Strecke Rottenbach - Katzhütte durchgehend befahrbar war, verkehrten fortan durchgehende Züge von Rudolstadt(Th) über Bad Blankenburg (Thw) nach Katzhütte. Dabei wurde zwischen Bad Blankenburg und Rottenbach die Hauptstrecke Arnstadt - Saalfeld(Saale) mitbenutzt. Das blieb bis zu Ende bestehen, wobei in Rottenbach in der Regel Korrespondenzen in alle Richtungen hergestellt wurden. Das schloß auch ein, daß dort auf den nachfolgenden Zug von Saalfeld(Saale) gewartet wurde, um auch davon noch Anschluß nach Katzhütte herzustellen. Somit hatten die Züge in Rottenbach stets etwas Aufenthalt.

Bereits am 16.12.1899 war der erste Abschnitt der Schwarzatalbahn von Rottenbach aus in Betrieb gegangen, der ab Köditzberg den Weg ins nur 4 km entfernte Königsee(Th) nahm. Erst ein Jahr später schloß sich in Köditzberg die Schwarzatalbahn bach Katzhütte an. Die Königseeer Stichbahn existierte bis 1972, wobei der Reiseverkehr bereits 1966 eingestellt worden war. Wir können die Trasse im Video noch erkennen.

Als am 15. März 1923 auch die Oberweißbacher Bergbahn vom neu errichteten Haltepunkt Obstfelderschmiede aus eröffnet wurde, brachte das der Schwarzatalbahn einen gewaltigen Aufschwung im Reiseverkehr. Denn hier war eine echte Attraktion entstanden!

Ursprüngliche Pläne sahen vor, die Strecke von Katzhütte aus mit der Ilmenau - Großbreitenbacher Eisenbahn zu verbinden. Dies hätte jedoch auf Grund des enormen Höhenunterschieds zu gewaltigen Kunstbauten führen müssen, woran die Umsetzung schließlich scheiterte. Selbst eine Überquerung des Thüringer Waldes bis nach Eisfeld war einmal angedacht worden. Am Ende blieb Katzhütte aber immer Endbahnhof.

Legendär wurde zu DDR-Zeiten der D-Zug D 900 / 901 Dresden - Katzhütte und zurück. Im Westen hätte man dazu wohl "Hecken-D-Zug" gesagt.. In Eisenbahnerkreisen hatte der Zug nur den Spitznamen "Die Katze". Er fuhr von Dresden über Glauchau(Sachs), wo nach der Elektrifizierung später umgespannt wurde, nach Jena West(!) - machte dort Kopf, fuhr die 5 km bis Göschwitz(Saale) auf der gleichen Strecke zurück, um dann über die Saalebahn, Rudolstadt(Th), Bad Blankenburg(Thw) und Rottenbach Katzhütte anzusteuern. Mit der Fahrt über Jena West schloß man einerseits die Stadt Jena an, ersparte aber betrieblich auch ein Umsetzen des besetzten Reisezuges in Göschwitz(Saale) von der Geraer auf die Saalfelder Seite. Das hätte so lange gedauert, daß der Umweg über Jena West nicht wirklich zu Fahrzeitverlust führte. 1991 wurde der Zug eingestellt, kaum jemand wollte noch in den Thüringer Wald..

Obwohl die Züge der Strecke Rudolstadt(Th) - Katzhütte schon bald nach der Wende auf die damals sehr modernen 628 umgestellt und auch im Gegensatz zu anderen Strecken noch vergleichsweise annehmbar genutzt wurden, wollte die DB AG den zunehmend verschleißenden Oberbau auf der Strecke Rudolstadt-Schwarza - Bad Blankenburg(Thw) nicht mehr sanieren. Schließlich trat der Fall ein, daß mit dem Argument "Betriebssicherheit" der Verkehr am 28.05.2000 eingestellt wurde. Heute kann man den einstigen Abzweig in Rudolstadt-Schwarza kaum noch erkennen. In Bad Blankenburg, wo die Strecke in den Güterbahnhof einmündete, kann man den Abzweig noch erahnen..

Damit einher ging das gleiche Szenario auf der Schwarzatalbahn, wo bereits Ende September 1999 der Abschnitt Sitzendorf-Unterweißbach - Katzhütte betrieblich gesperrt und im SEV bedient wurde. Am 28.05.2000 folgte auch der Abschnitt Rottenbach - Sitzendorf-Unterweißbach. Wir sehen den teilweise katastrophalen Oberbauzustand mit 20 km/h-Langsamfahrstellen im Video.

Doch für die Schwarzatalbahn gab es Rettung, eigentlich war es bereits "5 nach 12".. 2002 erfolgte die Gründung der DB-Tochter „DB RegioNetz, Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn“, die die Infrastruktur in eigene Regie nahm und sanierte. So konnte nach zweijähriger Unterbrechung am 15.12.2002 die Strecke komplett wieder in Betrieb gehen und wurde über all die Jahre bis heute zur kleinen Erfolgsgeschichte geführt.

Für den Güterverkehr gab es nach der Wende jedoch keine Renaissance. Er war zu DDR-Zeiten auch hier erheblich, brach mit der Wende aber komplett weg - und die betriebliche Sperrung setzte das Ende.

Gehen wir also auf Tour, erleben längst Vergangenes und sehen, wie es im Schwarzatal vor 25 Jahren aussah. Gute Reise!

Daten aus Wikipedia.

Видео 'Gekonnt abgekürzt' .. Rudolstadt-Schwarza - Bad Blankenburg(Thüringerw) - und weiter nach Katzhütte канала Jochen Pursche's Rock'n'Rail Channel