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Maurice Summen - Zu Spät (Official Video)

"Zu Spät" von Maurice Summen
https://staatsakt.de

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𝗠𝗨𝗦𝗜𝗞
Musik und Text: Tommi Stumpff

Beats und Produktion: Viktor Marek
Bläser-Arrangements, additional Synths und Posaune: Jérôme Bugnon
Saxophon: Philipp Gropper
Gesang: Maurice Summen
Mastering: Gavin Weiss

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𝗩𝗜𝗗𝗘𝗢
Video: Markus S Fiedler

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𝗜𝗡𝗙𝗢
„Zu spät“
Die Hitzewelle ist vorbei, macht es euch in der Kälte warm, ihr Scheißer!

Von Florian Völker

Zurück ins Jahr 1982: Punk ist mittlerweile eine von Dogmatismus geprägte Subkultur geworden, die die immergleichen Motive wiederholt, ob nun Iro und Lederjacke oder Pogomusik und Krawall. Tommi Stumpff, einst Frontmann der als bad boys der Düsseldorfer Punkszene geltenden Gruppe KFC (KriminalitätsFörderungsClub), bringt sein erstes Solo-Album mit dem Titel „Zu spät ihr Scheißer. Hier ist: Tommi Stumpff“ heraus. Im titelgebenden Song „Zu spät“ zieht Stumpff ein resignierendes Resümee: Die Hitzewelle, die einmal von Punk – und anderen (Jugend-)Bewegungen – ausging, ist abgekühlt, der Wärmestau kalt geworden.
Der Kampf ist vorbei, nun gibt es nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren. Und während Punk von seinem eigenem Feuer aufgezehrt wurde, trug die Kälte der New Wave den Sieg davon: „Alles sauber, alles kühl“.

Tatsächlich schwappte zu Beginn der 80er Jahre eine Kälte-Welle über die bundesdeutsche Popmusik und breitete sich auch außerhalb der Popkultur aus. Künstler:innen aus dem Umfeld der sogenannten Neuen Deutschen Welle ästhetisierten und glorifizierten nun plötzlich alles, was in der auf Wärme und Hitze setzenden Gegenkultur und den mit ihr verknüpften, progressiven Musikkulturen traditionell als kritikwürdig bis verachtenswert galt: Künstlichkeit und Oberflächenästhetik, Industrie und Großstadt, Entfremdung und Gefühllosigkeit, Disziplin und körperliche Funktionalität. Statt aufzubegehren und sich zu widersetzen, galt es nun sich anzupassen und zu arrangieren in der modernen Welt. Ja-Sagen als postmodernistische Strategie.

Auch Stumpff akzeptierte das Gegebene, packte er doch seine Abrechnung nicht etwa in einen wütenden Punk-Song, sondern in das Gewand ebenjener kühlen New-Wave-Sounds: Elektronische Repetition und Monotonie prägen den Track „Zu spät“, der von minimalistischen Maschinen-Beats sowie Stumpffs zumeist emotionslos gehaltenem Sprechgesang durchzogen wird. Zudem fehlt dem Stück genaugenommen jede Klage – es ist wie es ist, das Spiel ist aus, lebt mit der Realität, ihr Scheißer! Wenn man die Welt schon nicht zu einem vermeintlich Besseren ändern kann, so kann man zumindest ihre Abgründe preisen: „Terror II“, „…Und so sterbt alle!“, „13 Minuten Massaker“ und „Contergan Punk“ sind dann die konsequenten Titel weiterer Stumpff-Veröffentlichungen.

Maurice Summens Version von „Zu spät“ kommt erst einmal deutlich wärmer daher, Bläser-Fanfaren machen aus dem Stück einen Dancehall-Track und schlagen dadurch eine Brücke zu Reggae und Rasta-Bewegung. Allerdings trügt die vermeintliche Wärme: Das Spiel ist noch immer aus, der Kampf noch immer verloren. Armageddon hat begonnen, die Welt bewegt sich weiterhin ihrem Ende entgegen. Die Intention bleibt dieselbe, ob nun in Stumpffs Untergangsvision oder Summens Rasta-Version: Babylon must burn!

Wer kann es ihnen verdenken? 50 Jahre in Pop heißt 50 Jahre des Aushaltens, 50 Jahre des Bewusstseins über die Aussichtslosigkeit aller Träume, die insbesondere mit Rockmusik und ihrer erhofften Wirkungsmacht einst verbunden waren. Doch die seit Mitte der 70er Jahre einsetzende Ernüchterung ist alles andere als lähmend und grau, vielmehr ist Dystopia grell, aufreibend und bunt. Pop lebt sowohl von Spannung und Disharmonie als auch von Adaption und Auflösung. 50 Jahre in Pop sind ein Gang zwischen Hitze und Kälte – Balance ist zwar ganz angenehm, aber man lebt für die Extreme, ihr Scheißer.


Lesetipp: Das Buch "Kälte-Pop" von Florian Völker ist im DeGruyter-Verlag erschienen
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783111247090/html?lang=de

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𝗦𝗢𝗖𝗜𝗔𝗟 𝗠𝗘𝗗𝗜𝗔
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𝗟𝗔𝗕𝗘𝗟
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#zuspät #NewRelease #angelamerkel

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19 февраля 2024 г. 4:30:01
00:04:03
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