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►Gold für die DDR Athleten aus dem Labor (HD Deutsch)

Manfred Höppner hatte Glück, weil ihn zur rechten Zeit die Blase drückte. Nach einem Gewichtheber-Wettkampf Ende März 1984 in Karl-Marx-Stadt sollte der stellvertretende Leiter des Sportmedizinischen Dienstes der damaligen DDR die Urinproben von Athleten des Arbeiter- und Bauernstaats ins Dopingkontroll-Labor nach Kreischa (Sachsen) bringen.

Die Proben wären – das ahnte der Funktionär – allesamt positiv ausgefallen, aber Höppner wusste Rat. Er brach die plombierten Fläschchen einfach auf, bieselte selber ins Glas und lieferte unverdächtigen Eigen-Urin nach Kreischa. Die ostdeutschen Gewichtheber gingen als sauber durch, und der Harnspender konnte seinem Chef Manfred Ewald stolz Vollzug melden.

Höppner und Ewald, 27 Jahre lang Chef des DDR-Turn-und Sportbundes, werden sich am 2. Mai in Berlin wieder sehen – vor Gericht, angeklagt wegen Beihilfe zur Körperverletzung durch Doping in 142 Fällen. Niemand dürfte über diese Anklage erstaunter sein als Manfred Ewald. „Doping hat es im DDR-Sport nicht gegeben“, behauptet der 73-Jährige bis heute. Und wenn doch, habe er davon nichts gewusst. In einem Buch mit dem prätentiösen Titel „Ich war der Sport“ resümiert Honeckers liebster Vorturner: Auf Grund weltbester Trainingsmethodik „hatten wir es überhaupt nicht nötig, uns mit Doping zu belasten“.

Das sei nur „Erinnerungsakrobatik“, höhnt Günter Erbach, zu DDR-Zeiten Staatssekretär für Körperkultur und Sport. Seinem alten Weggefährten Ewald bescheinigt Erbach „krankhaft anmutende Selbsthuldigung und ich-bezogene Legendenbildung“.

Die Legende bröckelt schon seit Jahren. Zahllose Dokumente des untergegangenen SED-Staates belegen: DDR-Athleten wurden mit allem hochgepäppelt, was Erfolg versprechend und verboten war – Anabolika, Amphetamine, Hormonspritzen. Doping, so der Skisprung-Olympiasieger und Sportarzt Hans-Georg Aschenbach, „war ein strikter und geheimer Befehl von oben“.

Als Triebfeder hinter den chemischen Keulenschlägen betätigte sich Manfred Ewald. So überzeugte er 1985 Egon Krenz, damals im SED-Politbüro zuständig für Sport, man müsse die Probleme der Sportmedizin „mutiger und risikobereiter anpacken“. Allerdings dürften sich mit solchen Vorhaben „nur einzelne Genossen befassen, die absolut zuverlässig sind“.

Diese Zuverlässigen fanden sich, und so stießen, warfen, stemmten pillengestärkte DDR-Sportler Weltrekorde, die bis heute unerreicht sind.

Die Rekordflut zeitigte indes üble Folgen für viele Wettkämpfer. Eisschnellläuferinnen bekamen nymphomanische Gelüste, Gewichthebern wuchsen weibliche Brüste, Schwimmerinnen mussten sich Oberlippenbärte rasieren. Die 400-Meter-Läuferin Monika Zehrt, Doppel-Olympiasiegerin von 1972, gab ihren Dolmetscherberuf resigniert auf: Als Folge anabolen Dopings war ihre Stimme beinahe auf Basstiefe abgerutscht.

Unter Ewalds Ägide mussten jährlich bis zu 2000 Leistungssportler „unterstützende Mittel“, so die harmlos klingende Umschreibung des Teufelszeugs, zu sich nehmen. Sich selber dopte der einstige FDJ-Funktionär lieber mit Hochprozentigem (interner Spitzname: „Wodka-Manne“) – und war als „Fahnenträger“ kein Vorbild für asketisch lebende Sportler.

Wer nicht parierte, flog raus. Als die Rekord-Schwimmerin Kornelia Ender 1977 die Einnahme der Kraftpille Oral-Turinabol (Branchenname: „Die Blauen“) verweigerte, warf Ewald sie persönlich aus der Nationalmannschaft.

Seine Vorgaben setzte der Träger des Olympischen Ordens „mit unglaublicher Brutalität und erbarmungsloser Härte durch“, heißt es in einem Bericht von Lothar Pickenhain, einst Professor am Leipziger Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport. Ewalds Mitarbeiter hätten „panische Angst“ vor ihrem Chef gehabt. Unter dem Athletik-Diktator und Fußball-Hasser litten besonders die Auswahlkicker, denen auch gelegentliche Einnahme von Amphetaminen nicht zu internationalen Erfolgen verhelfen konnte. „Er hat uns auseinander genommen wie eine alte Taschenuhr“, erinnert sich Bernd Bransch, langjähriger Kapitän der DDR-Fußballnationalelf.

Medaillenschmied Ewald, in den 80er-Jahren willkommener und auch umschwärmter Gast westdeutscher Sportfunktionäre, sieht sich als Opfer später Ranküne. Weil seine DDR-Sportler die Bundesdeutschen in internationalen Arenen häufig besiegt hätten, solle er nun bestraft werden.

Erfolgsrezepte hat der Sportpapst von ehedem immer noch parat. Wenn er seine Trainingsmethoden etwa in China anwenden dürfte – so Ewald in seinem Buch -, dann bekäme „in spätestens zehn Jahren keine andere Nation in irgendeiner Sportart noch eine Medaille“.

„Wir hatten es nicht nötig, uns mit Doping zu belasten. Das gab es im DDR-Sport nicht“ MANFRED EWALD, EX-SPORTFUNKTIONÄR

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9 февраля 2018 г. 0:44:38
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