ARTURO BENEDETTI MICHELANGELI - DAS STREBEN NACH DEM IDEAL DER VOLLKOMMENHEIT
Ludwig van Beethoven [1770-1827]
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in C-Dur op. 15
I. Allegro con brio
II. Largo
III. Rondo, allegro scherzando
Arturo Benedetti Michelangeli, Klavier
Wiener Symphoniker
Carlo Maria Giulini, Leitung
Vor zwanzig Jahren starb in Lugano der unvergessliche Arturo Benedetti Michelangeli [1920–1995]. So unumstritten seine pianistische Kunst, so kompliziert der Künstler: perfektionssüchtig, hypersensibel und unberechenbar. Dass dieses Luzerner Foto entstehen konnte, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Denn «il divino Arturo» war ein launischer Pianist, dem man nachsagte, mehr Konzerte platzen zu lassen als aufzutreten.
Ein Blick in die Luzerner Festspielchronik stützt diese kecke Behauptung: Seine erste Einladung erhielt der Exzentrischste unter den Exzentrikern 1957, doch sagte er kurzfristig ab, weshalb Géza Anda einspringen musste und den Solopart in Schumanns Klavierkonzert übernahm. [Es war dies übrigens das Debut von Carlo Maria Giulini in Luzern, am Pult des Schweizerischen Festspielorchesters.] 1966 nahm man einen weiteren Anlauf, doch der Meister erschien wieder nicht auf der Bühne, sondern verschwand kurz vor Konzertbeginn, sodass das Publikum unverrichteter Dinge nach Hause geschickt werden musste.
Man hätte es verstanden, wenn die Festspielverantwortlichen von weiteren Engagements des Unberechenbaren abgesehen hätte. Allein, vier Jahre später, am 3. September 1970, kam es dann doch noch zu Arturo Benedetti Michelangeli erstem – und einzigem – Auftritt bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern, dem heutigen LUCERNE FESTIVAL. Er misstraute zwar [wie üblich] dem vorhandenen Instrumentenpark und brachte seinen eigenen Konzertflügel mit, doch liess er sich auf die programmatische Vorgabe der Festspiele im Beethoven-Jahr ein und kombinierte Werke des Jubilars mit Musik des 20. Jahrhunderts: in diesem Fall Beethovens Klaviersonaten op. 7 und op. 111 mit Debussys Children’s Corner und den Images. Übrigens: Um im Notfall, sollte Michelangeli zum dritten Mal von seinem Erscheinen absehen, einen Ersatz parat zu haben, sass der junge Radu Lupu als Einspringer im Publikum – und durfte zur «Belohnung» im Folgejahr dann selbst in Luzern debutieren.
Malte Lohmann
by berlinzerberus
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Wiener Symphoniker
Carlo Maria Giulini, Leitung
Vor zwanzig Jahren starb in Lugano der unvergessliche Arturo Benedetti Michelangeli [1920–1995]. So unumstritten seine pianistische Kunst, so kompliziert der Künstler: perfektionssüchtig, hypersensibel und unberechenbar. Dass dieses Luzerner Foto entstehen konnte, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Denn «il divino Arturo» war ein launischer Pianist, dem man nachsagte, mehr Konzerte platzen zu lassen als aufzutreten.
Ein Blick in die Luzerner Festspielchronik stützt diese kecke Behauptung: Seine erste Einladung erhielt der Exzentrischste unter den Exzentrikern 1957, doch sagte er kurzfristig ab, weshalb Géza Anda einspringen musste und den Solopart in Schumanns Klavierkonzert übernahm. [Es war dies übrigens das Debut von Carlo Maria Giulini in Luzern, am Pult des Schweizerischen Festspielorchesters.] 1966 nahm man einen weiteren Anlauf, doch der Meister erschien wieder nicht auf der Bühne, sondern verschwand kurz vor Konzertbeginn, sodass das Publikum unverrichteter Dinge nach Hause geschickt werden musste.
Man hätte es verstanden, wenn die Festspielverantwortlichen von weiteren Engagements des Unberechenbaren abgesehen hätte. Allein, vier Jahre später, am 3. September 1970, kam es dann doch noch zu Arturo Benedetti Michelangeli erstem – und einzigem – Auftritt bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern, dem heutigen LUCERNE FESTIVAL. Er misstraute zwar [wie üblich] dem vorhandenen Instrumentenpark und brachte seinen eigenen Konzertflügel mit, doch liess er sich auf die programmatische Vorgabe der Festspiele im Beethoven-Jahr ein und kombinierte Werke des Jubilars mit Musik des 20. Jahrhunderts: in diesem Fall Beethovens Klaviersonaten op. 7 und op. 111 mit Debussys Children’s Corner und den Images. Übrigens: Um im Notfall, sollte Michelangeli zum dritten Mal von seinem Erscheinen absehen, einen Ersatz parat zu haben, sass der junge Radu Lupu als Einspringer im Publikum – und durfte zur «Belohnung» im Folgejahr dann selbst in Luzern debutieren.
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